Medientheorie und Filmwissenschaft

Guy Sherwin, Optical Sound, 2007, Kadervergrößerung. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Guy Sherwin.

Als relativ junge Disziplin hat die Medientheorie bislang kaum einen verbindlichen Konsens über ihre Inhalte und Grenzen ausgebildet. Gerade die Breite medienwissenschaftlicher Fragestellungen und die anhaltende Dynamik der Medienentwicklung lässt jedoch eine klare Positionierung in Hinblick auf Lehre und Forschung unter den Bedingungen einer Kunstuniversität notwendig erscheinen. Der Lehrstuhl für Film- und Medientheorie (Univ.-Prof. Dr. Gabriele Jutz) legt den Schwerpunkt in Forschung und Lehre auf die Verbindung von Kunst und Bewegtbild. Zentral dabei ist die künstlerische Ingebrauchnahme audiovisueller Medien, wie es etwa im Experimental- oder Avantgardefilm der Fall ist, der von den historischen Filmavantgarden über das expanded cinema und die projection performance bis hin zu aktuellen „neo-analogen“ Filmpraktiken reicht. Zugleich wird auch den sound studies, einem weitgehend vernachlässigten Bereich der Film- und Medienwissenschaft, Gewicht verliehen.

Die Analyse von Experimentalfilmen erfordert ein Bewusstsein für mediale Differenz, das mit der Konvertierbarkeit aller Medien in digitale Daten verloren zu gehen droht. Im Vordergrund steht ein filmanalytischer Zugang, der Fragen von Ästhetik, Materialität und Kontext verschränkt. Um sowohl historische wie auch aktuelle künstlerische Medienpraktiken umfassend zu verstehen, ist es notwendig, innovative Ansätze einer erneuerten Medien- und Technikgeschichte in Verzahnung mit medienarchäologischen, gesellschaftlichen, institutionellen und ökonomischen Aspekten angemessen Rechnung tragen.

Seit kurzem besteht eine Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum, das ausgewählte Sammlungsbestände – Fotos, Plakate, Schriftgut sowie film- und kinotechnische Geräte – für die universitäre Forschung zur Verfügung stellt. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, unerforschte Sammlungsbestände aufzuarbeiten und substanzielle Forschungsarbeit im Rahmen von Bachelor, Master oder Dissertationen zu leisten.